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The authoritarien stack

 

Die Mächtigsten: Verstrickungen zwischen Politik und Technologie: der «Authoritarian Stack». © cc-by-nc-nd-4 authoritarian-stack.info

Die autoritären Tech-Netzwerke

Markus Reuter / 10.11.2025  Forschende haben eine interaktive Karte erstellt, um autoritäre Tech-Netzwerke freizulegen. Sie streben nach Macht – und Europa.

psi. Dieser Beitrag erschien auf netzpolitik.org (Creative Commons-Lizenz BY-NC-SA 4.0). Das Non-Profit-Medium wird hauptsächlich durch Leserspenden finanziert.

Im Juli dieses Jahres hat das Pentagon einen 10-Milliarden-Dollar-Vertrag mit dem Unternehmen Palantir abgeschlossen. Für die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlerin Francesca Bria haben die USA damit zentrale militärische Funktionen an ein privates Unternehmen übergeben, dessen Gründer Peter Thiel erklärt hat, dass «Freiheit und Demokratie nicht mehr miteinander vereinbar sind».

Ausgehend von diesem Deal zeichnet Bria, die sich zuletzt eingehend mit der Frage nach digitaler Souveränität in Europa beschäftigt hat, ein düsteres Bild auch für die politische Zukunft Europas. In den USA habe sich ein «Authoritarian Stack» gebildet, der eine Infrastruktur der Kontrolle aufbaue – und zwar in den Bereichen Cloud, KI, Finanzen, Drohnen und Satelliten, schreibt sie. Es entstünde ein Bereich, in dem nicht die allgemeinen Gesetze gelten, sondern Unternehmensvorstände die Regeln festlegen würden.

Auf der englischsprachigen Webseite authoritarian-stack.info zeigen Wissenschaftler:innen jetzt die personellen und finanziellen Verbindungen hinter dem «Authoritarian Stack» auf – und warnen davor, das Modell nach Europa zu exportieren. Das Projekt kartiert mit interaktiven Grafiken ein Netzwerk aus Unternehmen, Fonds und politischen Akteuren, die zentrale staatliche Funktionen in private Plattformen umwandeln. Es basiert auf einem Open-Source-Datensatz mit über 250 Akteuren, Tausenden von verifizierten Verbindungen und dokumentierten Finanzströmen in Höhe von 45 Milliarden US-Dollar.

«Systematische Auslagerung der europäischen Souveränität»

Dieses Netzwerk teilen die Wissenschaftler:innen auf in die Bereiche Unternehmen, Staat, Risikokapital und Ideologie und zeigen die Querverbindungen zwischen diesen Bereichen. Dabei nimmt das Projekt auch europäische Verstrickungen zum Authoritarian Stack ins Visier, zum Beispiel die Verbindung von Springer-Chef Mathias Döpfner zu Peter Thiel, die Verbindungen von deutschen Landespolizeien zu Palantir oder die von Rheinmetall zum Rüstungskonzern Anduril. In der interaktiven Grafik lässt sich per Schieberegler die europäische Perspektive anzeigen.

Francesca Bria warnt angesichts der Erkenntnisse deutlich, dass Europa vor einer existenziellen Entscheidung stehe: «Entweder jetzt echte technologische Souveränität aufbauen oder die Herrschaft von Plattformen akzeptieren, deren Architekten Demokratie als veraltetes Betriebssystem betrachten», heisst es auf der Seite. Derzeit verfolge Europa eine «systematische Auslagerung der europäischen Souveränität an amerikanische Oligarchen», die sich mit jedem Vertrag vertiefe und irgendwann unumkehrbar werde.

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Warnungen aus Weimar

Wie der Opportunismus der Parteien Autokraten an die Macht bringt/ Blätter für deutsche und internationale Politik 11/2025, S.65

Von Daniel Ziblatt

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Was jetzt zu tun ist in Deutschland

1 .Klimavorsorge

 

 

2. Reorganisation 

 

 

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Lübeck-Geschichten

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Allgemein/Politik/Geschichte Theorie/Diskussion

Subjektivierung -Begriffe handeln nicht. Handen können nur Menschen!

Nachtwey und andere Autoren bemühen zunehmend die Subjektivierung als Ersatz für kausale Erklärungen. Ein Beispiel:

„Die Krise fortgeschrittener kapitalistischer Gesellschaften wirkt sich auf die affektiven Tiefenstrukturen aus und erzeugt destruktive Mentalitäten, die aus einem Gefühl der „Vereitelung des Lebens“ heraus entstehen.“ (Amlinger, Carolin und Nachtwey, Oliver, Sehnsucht nach Zerstörung, Die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus, Blätter für deutsche und internationale Politik,11/2025, S.49). Oder:„Liberale Gesellschaften sorgen nicht länger für umfassenden Fortschritt.“(S.47).

Oder:  „Der Liberalismus, der sich eigentlich als Gegenspieler des Faschismus versteht, hat dessen Aufstieg nicht nur nicht verhindert, sondern sogar noch befördert. Er leidet unter dem angesprochenen Mangel an Problemlösungskapazität. Insbesondere in seiner neoliberalen Ausprägung hat er paradoxerweise zu einer Ausweitung staatlicher Kontrolle geführt. Die Funktionsweise dieses hypertrophen Staats ist nicht durch weniger, sondern durch mehr Bürokratie, Vorschriften und Gesetze gekennzeichnet, mit denen die Komplexität moderner Gesellschaften bewältigt (und Märkte vor demokratischen Ansprüchen geschützt) werden sollen.“(S.48).

Bei der Nutzung dieser Methode verfällt man in Fehl-Schlüsse, die schon im 19. Jahrhundert durch Marx und Engels erkannt worden sind: Im „Kommunistischen Manifest” schreiben sie:

 „…Der deutsche oder der „wahre“ Sozialismus. Die sozialistische und kommunistische Literatur Frankreichs, die unter dem Druck einer herrschenden Bourgeoisie entstand und der literarische Ausdruck des Kampfes gegen diese Herrschaft ist, wurde nach Deutschland eingeführt zu einer Zeit, wo die Bourgeoisie soeben ihren Kampf gegen den feudalen Absolutismus begann. Deutsche Philosophen, Halbphilosophen und Schöngeister bemächtigten sich gierig dieser Literatur und vergaßen nur, daß bei der Einwanderung jener Schriften aus Frankreich die französischen Lebensverhältnisse nicht gleichzeitig nach Deutschland eingewandert waren.

Den deutschen Verhältnissen gegenüber verlor die französische Literatur alle unmittelbar praktische Bedeutung und nahm ein rein literarisches Aussehen an. Als müßige Spekulation über die Verwirklichung des menschlichen Wesens mußte sie erscheinen. So hatten für die deutschen Philosophen des 18. Jahrhunderts die Forderungen der ersten französischen Revolution nur den Sinn, Forderungen der „praktischen Vernunft“ im allgemeinen zu sein, und die Willensäußerungen der revolutionären französischen Bourgeoisie bedeuteten in ihren Augen die Gesetze des reinen Willens, des Willens, wie er sein muß, des wahrhaft menschlichen Willens.

Die ausschließliche Arbeit der deutschen Literaten bestand darin, die neuen französischen Ideen mit ihrem alten philosophischen Gewissen in Einklang zu setzen oder vielmehr von ihrem philosophischen Standpunkte aus die französischen Ideen sich anzueignen. Diese Aneignung geschah in derselben Weise, wodurch man sich überhaupt eine fremde Sprache aneignet, durch die Übersetzung.

Es ist bekannt, wie die Mönche Manuskripte, worauf die klassischen Werke der alten Heidenzeit verzeichnet waren, mit abgeschmackten katholischen Heihgengeschichten überschrieben. Die deutschen Literaten gingen umgekehrt mit der profanen französischen Literatur um. Sie schrieben ihren philosophischen Unsinn hinter das französische Original. Z. B. hinter die französische Kritik der Geldverhältnisse schrieben sie „Entäußerung des menschlichen Wesens“, hinter die französische Kritik des Bourgeoisstaates schrieben sie „Aufhebung der Herrschaft des abstrakt Allgemeinen“ usw.

Die französische sozialistisch-kommunistische Literatur wurde so förmlich entmannt. Und da sie in der Hand des Deutschen aufhörte, den Kampf einer Klasse gegen die andre auszudrücken, so war der Deutsche sich bewußt, die „französische Einseitigkeit“ überwunden, statt wahrer Bedürfnisse das Bedürfnis der Wahrheit und statt der Interessen des Proletariers die Interessen des menschlichen Wesens, des Menschen überhaupt vertreten zu haben, des Menschen, der keiner Klasse, der überhaupt nicht der Wirklichkeit, der nur dem Dunsthimmel der philosophischen Phantasie angehört….”

(Karl Marx, Friedrich Engels, Manifest der Kommunistischen Partei, Geschrieben im Dezember 1847/Januar 1848. Gedruckt und als Einzelbroschüre im Februar/März 1848 in London erschienen. Der vorliegenden Ausgabe liegt der Text der letzten von Friedrich Engels besorgten deutschen Ausgabe von 1890 zugrunde., S. 486).

Theodore Hermann von Laue, beschreibt diese Methode folgendermaßen: „Das deutsche Vokabular ist voll von Abstraktionen, die zu grammatischen Subjekten aktiver Verben werden. Anders gesagt: die Tätigkeit wird von Abstraktionen abgeleitet und nicht von Individuen allein.“(Theodore H. von Laue,  Leopold Ranke. The formative Years, Princeton University Press, Princeton 1950).  Karl Marx erkennt in den 1840er Jahren diesen Dreh: „Ideen können nie über einen alten Weltzustand, sondern immer nur über die Ideen des alten Weltzustandes hinausführen. Ideen können überhaupt nichts ausführen. Zum Ausführen der Ideen bedarf es der Menschen, welche eine praktische Gewalt aufbieten.“ (Karl Marx, „Die heilige Familie oder Kritik der kritischen Kritik“, in MEW Band 2, Berlin 1962, S. 126).

Da Begriffe an die Stelle von Menschen treten und handeln, kann alles behauptet werden, was die Autoren in den Begriff hineinstecken. So kommt Nonsens heraus, der nicht weiterhilft.

Lübeck, 24.10.2025

 

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AI oder KI und Jobs

 

 

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Die Macht liegt woanders

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Die heilige Poperze

 

Die heilige Poperze

 

Hier und Heute, am 21.September 2025, beginnt in den USA die Ära der Kakistokratie, der dümmsten Regierung aller Zeiten. Die katholische Kirche  betet. Der Präsident ruft zum Glaubenskampf. Das Kampfmittel ist der Hass. 

Das mittelalterliche Bild im St.Annen-Museum passt: 

Satan hält den Westen im Griff. Mit NATO, Zöllen, Dollar und  Milliardärsherrschaft : 

Gruselig die Politische Philosophie des satanischen Quartetts vom „Neuen Menschen 2.0“.

 

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Allgemein/Politik/Geschichte Theorie/Diskussion

Gerald Hüther: Etwas Übergeordnetes erleben

https://michaelbouteiller.de/wp-content/uploads/2025/08/Huether-Etwas-Uebergeordnetes-1.pdf

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Allgemein/Politik/Geschichte Lübeck

Absurd und kaum zu glauben: Still liegt die Lübecker Bucht

https://www.abendblatt.de/hamburg/kultur/article242038654/Absurd-und-kaum-zu-glauben-Still-liegt-die-Luebecker-Bucht.html

 

Lübeck.Spannender und verstörender als jeder Krimi. Helge Schmidt macht Anschlag auf Lübecker „Hafenstraße“ zu berührendem Dokumentartheater.
 
Von „True Crime“ spricht man, wenn ein reales Verbrechen so vertrackt ist, dass man es gar nicht mehr nennenswert künstlerisch bearbeiten muss – die Realität ist spannender als jeder Kriminalroman. Entsprechend hat der Hamburger Regisseur Helge Schmidt mit seiner Bühnenrecherche „Hafenstraße“ am Theater Lübeck True Crime geschaffen: Das Nachzeichnen eines Brandanschlagsauf ein von Asylbewerbernbewohntes Haus ist so absurd, man sitzt mit offenem Mund im Theatersessel und kann kaum glauben, was man hier erfährt.
 
Im Januar 1996 brannte das Haus in der Lübecker Hafenstraße aus, zehn Menschen starben. Lübeck stand damals in einer Reihe mit zahllosen Angriffen auf Migranten und Asylbewerber in Hoyerswerda, Rostock, Mölln und Solingen, auch in Lübeck gab es damals Anschläge, unter anderem auf die Synagoge. Entsprechend groß war die Angst vor einem Imageschaden: Der Tourismus im schmucken Hansestädtchen hätte gelitten, würde Lübeck nicht mehr mit mittelalterlicher Altstadt und Marzipan assoziiert worden, sondern mit Feuertoten, wie der damalige SPD-Bürgermeister Michael Bouteiller in einer Videoeinspielung erklärt. Also legte sich die Polizei frühzeitig auf die These fest, dass der Brand von einem Bewohner gelegt worden sei, Indizien, die auf Mecklenburger Neonazis hinwiesen, wurden nicht weiter verfolgt, selbst Geständnisse der Rechtsradikalen wurden ignoriert. Bis heute sind keine Täter verurteilt.
 

Theaterkritik: Absurd und kaum zu glauben – Still liegt die Lübecker Bucht

 
Seit Jahren entwickelt Helge Schmidtregelmäßig dokumentarische Theaterarbeiten, in Hamburg vor allem am Lichthof-Theater, darunter das bundesweit gefeierte „Cum-Ex Papers“, oder zuletzt „Wem gehört das Land?“Im Vergleich zum kleinen Off-Theater hat Lübeck die Mittel eines Stadttheaters mittlerer Größe zur Verfügung, entsprechend kann Schmidt hier großformatiger arbeiten: Die von Jonas Link und Jonas Plümke gedrehten Videos mit Zeitzeugen-Interviews werden auf Jalousien projiziert, die optisch reizvoll auf- und abfahren, außerdem haben Lani Tran-Duc und Anika Marquardt einen Pool auf die Bühne gebaut, in dem es kurz mal bedrohlich brodelt, schnell aber beruhigt sich die Wasseroberfläche. Still und glatt liegt sie da, wie die Ostsee in der Lübecker Bucht. Friedlich. Harmlos.
 
Jenseits solcher Ausstattungstricks aber bleibt Schmidt bei seinem bewährten Konzept, ein bisschen verfeinert vielleicht: Auf der Bühne stehen Schauspieler, die ihre eigene Position auch thematisieren. „Weder Sie dort drunten noch wir hier oben bilden die Vielfalt der Gesellschaft ab“, spricht Vincenz Türpe ins Publikum. Oft kommen im dokumentarischen Theater die Betroffenen selbst zu Wort, zum Beispiel in den erfolgreichen Stücken des Kollektivs Rimini Protokoll, bei Schmidt aber sind es Leute, die wie das Publikum selbst erst nachvollziehen, was geschehen ist – man schaut also vor allem Menschen beim Denken zu, und dass das nicht trocken wirkt, liegt daran, dass „Hafenstraße“ ein hoch spannendes Sujet ist, True Crime eben.
Und es liegt daran, dass Schmidt die Betroffenen dann doch noch auf die Bühne holt, im Videobild: Ex-Bürgermeister Bouteiller, Aktivistin Jana Schneider, vor allem die Überlebende Esperanca Bunga. Die junge Frau, die 1996 als kleines Kind ihre Familie in den Flammen verlor, leidet sichtlich darunter, dass das Verbrechen nicht aufgeklärt wurde, dass die Geschichte nicht zu einem Ende kam. Entsprechend kann auch „Hafenstraße“ keinen Schluss finden. „Ich würde nicht klatschen“, meint Bunga. Betroffene Stille im Saal.