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Sollen sie auf den Burgtorfriedhof?

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Der satanische Furz

Dank an Jutta Kähler für den Artikel über Maximilian Krahs „Manifest“ in den Lübeckischen Blättern (2024/10, S. 161). Die Kritik an dem Machwerk dieses modernen Alldeutschen darf ruhig vertieft werden! Dessen alldeutsches  „Menschenbild“ steht nämlich für eine gut bürgerliche Oberschicht  der 1970er Jahre in der Oberlausitz und in Dresden. Für diese war immer „alles Paletti“. Keine Probleme mit der Naziwelt der Eltern und Großeltern. Sozialistische Demokratie halt. Befehl und Gehorsam. Dort ist der Bürgersohn aufgewachsen.

Man denkt automatisch an das unbeschwerte Nachkriegsleben des langjährigen Vorsitzenden des im Deutschen Reich und in der Weimarer Zeit politisch außerordentlich wirksamen profaschistischen Alldeutschen Verbandes, Heinrich Claß, einer der führenden deutschen völkischen Rassisten, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg nicht von ungefähr nach Jena zurückzog, von den sowjetischen Besatzern unbehelligt. 

Oder an die von Rosemarie Will vorzüglich beschriebene Kolonisierung der DDR durch die BRD (Rosemarie Will, Die Deutsche Wiedervereinigung als Kolonisierungsakt?, in Philipp Dann, Isabel Feichtner und Jochen von Bernstorff, (Post)Koloniale Rechtswissenschaft. Tübingen 2022, S.581) – von der Kohl-Regierung eiskalt durchgezogen. Keine ernsthafte Widerrede, keine empathische Anerkennung der einzig erfolgreichen RevolutionärInnen in der deutschen Geschichte. Keine gesamtdeutsche Volksabstimmung, sondern Beitritt, sonst nichts. Auch kein Hinweis mehr in unserem Grundgesetz: Art 23, der Artikel über den Beitritt wurde 1990 kurzerhand  gestrichen. Der Hinweis in Art.146 GG: Volksabstimmung über eine gesamtdeutsche Verfassung statt Beitritt, aufgehoben und auf den St. Nimmerleinstag verschoben! Nichts erinnert.

Da ist sie deshalb (?) wieder, die überkommene Geisteswelt eines neu erwachten schrecklichen Alldeutschen: Plato, Aristoteles, Carl Schmitt und Thomas Mann. Auch das noch, Thomas Mann! Ja, wir in Lübeck kennen den Thomas Mann von 1918, das  »Bekenntnis eines innerlich zerbrochenen Geistes«, wie Hermann Kurzke entschuldigend schreibt. Dieser Thomas Mann fand aber Beifall bei den Nationalisten damals wie heute. 

Nach seiner demokratischen Wende wandten sich seine bisherigen GönnerInnen im Bürgertum ab. Wenn er schreibt: »Ich bekenne mich tief überzeugt, daß das deutsche Volk die politische Demokratie niemals wird lieben können, aus dem einfachen Grunde, weil es die Politik selbst nicht lieben kann, und daß der vielverschrieene »Obrigkeitsstaat« die dem deutschen Volke angemessene, zukömmliche und von ihm im Grunde gewollte Staatsform ist und bleibt« (Betrachtungen, S.26), so war und ist das Wasser auf deren Mühlen. 

Und auch der mehrfache Hinweis des späteren Lübecker Nobelpreisträgers auf Paul de Lagarde in den Betrachtungen, den er zu den „Großen des deutschen Volkes“ zählte –  er bezeichnet ihn als „Praeceptor Germaniae“ (Lehrmeister Deutschlands) – passt in das rassistische Weltbild der Neonationalisten. Paul de Lagarde hielt die Juden für  »Artfremde«, die keinen Platz in dem geeinten Deutschen Volk hatten. Mit diesem „wuchernden Ungeziefer“ könne es „keinen Kompromiss geben“. „Mit Trichinen und Bazillen wird nicht verhandelt. Trichinen und Bazillen werden auch nicht erzogen. Sie werden so rasch und so gründlich wie möglich vernichtet“. Fritz Stern schreibt dazu: „Nur wenige Menschen haben Hitlers Vernichtungswerk so genau vorhergesagt – und so entschieden im voraus gebilligt“. 

Und dann selbstverständlich Carl Schmitt, der „Rechtsgelehrte“, dessen falsches Geschwurbel heute noch die Köpfe verdreht! 1936 trat er dafür ein, Juden aus den Bibliotheken auszusondern und sie namentlich besonders zu kennzeichnen (»Die deutsche Rechtswissenschaft im Kampf gegen den jüdischen Geist«, in: Deutsche Juristen-Zeitung 41 (1936), Heft 20, Spalte 1193-1199). Rassistisch in eliminatorischer Absicht ist insbesondere die Definition seines Begriffes „Demokratie“. In der 1923 erstmals erschienen viel gelesenen Schrift: Geistesgeschichtliche Lage des heutigen Parlamentarismus, schreibt er in der Vorbemerkung auf S. 13,14 : „Jede wirkliche Demokratie beruht darauf, daß nicht nur Gleiches gleich, sondern, mit unvermeidlicher Konsequenz, das Nichtgleiche nicht gleich behandelt wird. Zur Demokratie gehört also notwendig erstens Homogenität und zweitens – nötigenfalls – die Ausscheidung oder Vernichtung des Heterogenen…“ 

Vielleicht lohnt sich an dieser Stelle in Sachen „deutscher Politik“ noch ein Stück tiefer zu graben, in die von Maximilian Krah so geschätzte politische Klassik Griechenlands einerseits und in die heute herrschende deutsche Politik andererseits: 

Vor rund 2.500 Jahren hat Platon (428 -348 v.C.) diejenigen scharf verurteilt, die behaupteten, Politik erschöpfe sich in Worten: nicht die »Verba« seien die Wirklichkeit, hielt er dagegen, sondern ausschließlich die »res«. Auf die tatkräftige Veränderung  der Wirklichkeit komme es an und nicht auf das Gerede darüber. Aufgabe des Staates und der Politik sei die gerechte Verteilung des Vermögens. Denn in der Polis gehe es um die Verhinderung der Ursachen von Krieg: »Jede Stadt, wie klein sie auch sein mag, ist in der Tat in zwei geteilt, die eine ist die Stadt der Armen, die andere die der Reichen; diese liegen miteinander im Krieg.« 

In der Neuzeit versuchte der US-amerikanische Verfassungsrichter Louis Brandeis (1856 – 1941) diese Erkenntnis erneut folgendermaßen auf die Tagesordnung zu setzen::»We must make our choice. We may have democracy, or we may have wealth concentrated in the hands of a few, but we can’t have both.« 

Thomas Piketty brachte diesen uralten Zusammenhang von Staat, Politik und Gesellschaft 2021 nochmals auf den Punkt (https://michaelbouteiller.de/afd-verhindern-umverteilung-jetzt-erster-schritt-vermoegenssteuer/).

Diese schlichte Wirklichkeit (res) von Krieg und Frieden ist aus den mehr oder weniger vernebelten Hirnen der heutigen BerufspolitikerInnen offenbar verschwunden. Stattdessen regiert der bare Irrsinn des Wortes. Die führenden PolitikerInnen werden über diesen Weg zu DienerInnen der Vermögenden. Da aussen- und innenpolitisch die großen Aufgaben von Krieg und Frieden nicht bewältigt werden, flüchten sie sich in eine »Wirklichkeit der Worte«: »In der Politik ist Sprache das eigentliche Handeln. Ganz buchstäblich. Indem Eide geschworen oder Verfassungen und Gesetze beschlossen werden, tritt eine neue Wirklichkeit in Kraft« (Robert Habeck, Wer wir sein könnten. Warum unsere Demokratie eine offene und vielfältige Sprache braucht, e-book, Köln 2018, S. 17). Oder Maximilian Krah: » Denn die Sprache ist das Mittel der Politik« (Manifest, S.11).

Weder wird unser in 16 Bundesländer verzetteltes Land zur Handlungsfähigkeit reorganisiert, noch gelingt die soziale Transformation der Karbonwirtschaft, obgleich nur rund 10 Jahre vor Erreichen der Kipppunkte verbleiben. Von dem Beenden der mörderischen Kriege und der dafür vorgesehenen UN ganz zu schweigen. 

Ein eindrucksvolles mittelalterliches Bild im wundervollen Lübecker St.Annen Museum sei allen anempfohlen: ich nenne es den »Furz des Satans«: Alle starren gebannt auf den satanischen Furz (die verba)  und niemand achtet auf die bedrohte Lebenswirklichkeit (die res)  davor.

Wer sich näher informieren will, gehe ins Museumsquartier in Lübeck und/oder  greife zu dem Aufsatz des in Lübeck 1920 geborenen und 1996 in Altenberge im Grünen Weg 30 verstorbenen großartigen Literaten und Philosophen Hans Blumenberg, Wirklichkeit und Staatstheorie (1968), Schweizer Monatshefte: Zeitschrift für Politik, Wirtschaft, Kultur, Band (Jahr): 48 (1968-1969), Heft 2( https://michaelbouteiller.de/hans-blumenberg-…aatstheorie-1968/).

Michael Bouteiller

19.Mai 2024

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Hans Blumenberg, Wirklichkeit und Staatstheorie (1968)

Schweizer Monatshefte 5/1968

 

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Macrons Europarede an der Sorbonne

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Eine Gesellschaft der MörderInnen – ohne Alternative?

 

 

 

“Soldaten sind Mörder“, schrieb Kurt Tucholsky in einer Glosse für die Zeitschrift „Weltbühne“ vom 4. August 1931

 

Liest man den Bericht von Mikhail Zygar »Vom Ende des Krieges. So stellt sich Russlands Elite den Sieg vor« (Spiegel, 24.4.2024), so denkt man zugleich an das vorweggenommene und akzeptierte Morden und Töten aller Anderen. Sind die Widerständigen erst mal weg, dann herrscht der für die Milliardengeschäfte der MeinungsführerInnen solcher Schlachten notwendige „Frieden“. Hilfsmittel sind dabei Bilder der Vergangenheit mit offenbar faszinierender Wirkung für die herbeigesehnte Zukunft. Alles ist möglich. So mag die Konferenz von Jalta 1945 wiederbelebt werden. Damals trafen sich Franklin D. Roosevelt, Josef Stalin und Winston Churchill auf der Krim und teilten die Welt auf. Jetzt will Putin – nach Zygar – einen neuen Gipfel: mit Trump und Xi Jinping. Geeignete Köpfe, denen wir am Ende alles zutrauen, Weltköpfe eben.

 

Das klingt nicht unwahrscheinlich. Erst recht nicht für Massenmörder und ihresgleichen. Ihresgleichen sind m.E. alle diejenigen, die derart nationale oder sonstige völkerrechtswidrige Angriffskriege anzetteln oder in ihren Gedankenspielen die völkerrechtskonformen »Abwehrschlachten« durchspielen. Beispiele sind zur Zeit Russland, Ukraine, Israel, Sudan, Iran, USA, Deutschland usw., die ihre in- und ausländischen Kriegsindustrien längst angekurbelt haben. Zeitenwende eben. Oder besser: Eigentlich und uneigentlich mehr oder weniger alle 193 Mitglieder der UN. Dort wird ein Anfang des großen Spiels für alle sichtbar: Das historische Einerlei des altbekannten gegenseitigen Abschlachtens menschlichen Lebens hat begonnen.

In der Zeit von 1945 bis 2024 waren die in Deutschland lebenden drei Generationen nach den zweiten 30-jährigen Kriegen von 1914-1945 davon nicht unmittelbar betroffen. Francis Fukuyama, der US-amerikanische Politologe, sprach 1992 sogar euphemisch vom Ende der Geschichte im hegelschen Sinn. Die von Norbert Elias aufgeschriebene reale Geschichte der Zivilisation (Über den Prozess der Zivilisation, 1939) fände damit indes heute ein Ende ganz anderer Art, wie das als Möglichkeit von Elias bereits 1985 vorausgedacht worden ist: Die ganze oder teilweise Vernichtung menschlichen Lebens (Norbert Elias, Humana conditio, Beobachtungen zur Entwicklung der Menschheit am 40.Jahrestag des Kriegsendes, Frankfurt a.Main 1985, S.68 ff).

 

Jedenfalls ist der 300. Geburtstag Immanuel Kants am 22.April 2024  ein willkommener Anlass über Moral und Postmoral angesichts dieses Prozesses der Zivilisation nachzudenken. Markus Gabriel sagt zu Recht: »Wir müssen den Mut haben, ohne Leitung durch seinen (Kants, MB) Verstand zu denken, ohne deswegen, wie heute leider postmoderne und postkoloniale Mode, Verstand und Vernunft insgesamt nicht als Medien der Emanzipation, sondern als Ausreden der Unterwerfung misszuverstehen.« (FR,22.4,2024).

 

Der allseits bemerkbare „Omnistress“ als Hinweis auf einen Beginn weltweiter gesamtgesellschaftlicher Depression (Umair Haque, The Rise of Omnistress, Plus, Why Gen Z’s So Unhappy, And Everyone Else Is, Too , https://www.theissue.io/r/33cb6972?m=082f95f9-fcec-406f-a3be-3cf6bddee88f) fordert unseren Mut heraus, selbständig darüber nachzudenken. Denn der mit der Depression verbundene kulturelle Pessimismus löst sich bekanntlich auf in autoritäre Gewalt (Fritz Stern, Kulturpessimismus als politische Gefahr (1963),  2.Auflage, Stuttgart 2018).

Robert Reich sagt, worum es bei der US-Wahl im November 2024 geht: Um Demokratie oder Faschismus (https://youtu.be/3Cjjh3VNOjs?si=USkTmVIJIdsV4701).Hier die Übersetzung:

Trumps Chaos-Agenda

Donald Trump möchte, dass Sie angewidert sind. Er will, dass du zynisch bist. Und er möchte definitiv nicht, dass du dir dieses Video ansiehst. Warum? Denn so gewinnt er 2024. Lassen Sie mich das erklären.

Die Wahlstrategie der Republikaner basiert auf dem Chaos. Je mehr Chaos sie schaffen, desto pessimistischer fühlen sich die Amerikaner über die Fähigkeiten unserer Demokratie, die Nation zu regieren. Also geben wir die Demokratie auf und wenden uns einem sogenannten starken Mann zu.

Trump hat seine Partei dazu gedrängt, das Wahlergebnis 2020 zu leugnen, die Regierung zu schließen, Aufständische zu begnadigen, Präsident Biden anzuklagen, Hunter Biden zu untersuchen, die Finanzierung der Ukraine einzustellen und die Strafverfolgung, mit der Trump konfrontiert ist, zu behindern. Er schürt Hass, verwendet faschistische Sprache, indem er seine Gegner als „ungeziefer“ bezeichnet und behauptet, dass die Einwanderung die Nation zerstört.

Trump möchte, dass die Wähler glauben, dass Amerika unregierbar ist und dass die einzige Lösung ein Autoritärer wie er ist, der übernimmt. Und er möchte, dass diejenigen, die ihn nicht unterstützen, so angewidert sind, dass sie sich abschalten – und sich nicht einmal die Mühe machen, abzustimmen.

Trumps Chaos-Agenda übertönt auch die Nachrichten darüber, wie gut wir tatsächlich unter Präsident Biden regiert werden. Selten hören wir davon, wie die Wirtschaft weiterhin eine Rekordzahl neuer Arbeitsplätze schafft.

Ganz zu schweigen von den Milliarden von Dollar, die in die Reparatur der Infrastruktur des Landes und die Bekämpfung des Klimawandels investiert wurden. Medicare auf dem Weg, die Kosten für verschreibungspflichtige Medikamente zu senken. Milliarden an Studentenschulden wurden annulliert, trotz der Urteile des rechten Obersten Gerichtshofs. Unternehmensmonopole wurden angegriffen. Das Recht der Arbeitnehmer, sich zu organisieren, verteidigt.

Trump und seine Verbündeten wollen nicht, dass Sie etwas davon wissen. Und leider spielen die Medien mit, indem sie sich hauptsächlich auf Chaos und Dysfunktion konzentrieren, mit der Neigung, beiden Seiten im Namen einer „ausgewogenen Berichterstattung“ die Schuld zu geben.

Leute, der politische Kampf unserer Zeit ist nicht mehr links gegen rechts, Demokraten gegen Republikaner. Es ist jetzt Demokratie gegen Faschismus. Seien Sie gewarnt. Und helfen Sie, die Nachricht über Trumps Chaos-Agenda zu verbreiten, indem Sie dieses Video teilen.

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Hans Blumenberg

Alle Probleme müssen sich lösen durch genaue Beschreibung 

Hans Blumenberg, Beschreibung des Menschen, eBook, Berlin 2014,S.385
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Vorüberlegungen zu einem neuen Narrativ

 

 

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Die Lübeckische Zeitgeschichte als Lernort. Ein Versuch.

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Synagogenbrand 1994: Schlussfolgerungen

Für Lübeckerinnen und Lübecker und darüberhinaus könnte die Schlussfolgerung des Gutachters über die Motivation der jugendlichen Lübecker Brandstifter im Gerichtsverfahren um den ersten Brandanschlag auf eine Synagoge in Deutschland nach 1938 (25.3.1994) vor dem Oberlandesgericht Schleswig ein Menetekel sein: 

»Soweit es sich um junge Männer handelt, dient deren martialische Aufmachung als kompensatorischer Schutzmantel zur Stabilisierung ihrer brüchigen sexuellen Rollenidentität. Diese Jugendlichen sind besonders agressionsbereit, und so verwundert es nicht, daß nach Angaben des Bundesamtes für Verfassungsschutz 70 % derjenigen, die Fremde, Ausländer, Asylbewerber, Andersdenkende und Behinderte bekämpfen, Jugendliche im Aller von 13 bis 20 Jahren sind. Von diesen sind wiederum 96 % männlichen Geschlechts.

Die sogenannte rechtsradikale Orientierung mit nationalsozialistischem Gedankengut ist weniger eine politische Bewegung, denn eine Notgemeinschaft von existentiell bedrohten und überforderten Jugendlichen. Die Reichskriegsflagge ist mehr Provokation denn politische Willensäußerung. Entlehnt sind die gedanklichen Inhalte bei der Generation der Großeltern, die vermutlich häufiger auf die vorhandene Ordnung und klare Strukturierung in ihrem Jugendalter hingewiesen haben. Rechtsorientierte Skinheadgruppen sind gekennzeichnet durch eine Primitivsozialisation über Außenfeindbilder: „Hasst du was, dann bist du was“ «

»Die Provokationen der von uns Ungeliebten und sozial Ausgegrenzten verden nämlich solange nicht aufhören, wie wir ihnen die ihrer Notstandspersönlickeit entsprechenden Daseins- und Lebensmöglichkeiten vorenthalten, solange wir nicht bereit sind, diese Menschen in unsere  soziale Gemeinschaft mit zu integrieren« 

(Prof.Gerd Schütze, „Unsere Gesellschaft liebt die ausgegrenzten Jugendlichen nicht, Frakturen“, Gegenwartsfragen 75, Kiel 1995, S. 62)