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Allgemein/Politik/Geschichte Lübeck

Die Fakten des Dr.Flasbarth

Das Interview in den LN vom 20./21.August 2023 brachte es an den Tag. Da will einer Bürgermeister für alle Lübecker und Lübeckerinnen sein. Und er will Lübeck zur richtigen Fahrradstadt umwandeln und dafür die Verkehrsinfrastruktur schaffen. Gut und schön.

Um seine Ziele zu erreichen, beschreibt er seine Arbeitsweise: Er will, dass die „Stadtgesellschaft verbindlich eingebunden“ wird in seine Projekte. Dazu will er zunächst das Verhältnis von Bürgermeister und Bürgerschaft als „Miteinander” organisieren. Und er hofft zum Beispiel, dass das „Neue Buddenbrookhaus“ mit den Fördergeldern nun umgeplant werden kann, weil die „Teilzerstörung“ des Kellers mit der alten Planung sofort beklagt worden wäre.

Da hat einer allen Ernstes  die Stirn, vom Täter in die Retter-Rolle zu schlüpfen, der bisher höchstselbst die Spaltung  dieses „Miteinander“ von Bürgerschaft, Verwaltung und Bürgermeister auf die Spitze getrieben hat, indem ihm nichts besseres einfiel, als Bürgermeister und Verwaltung mehrfach der Lüge zu bezichtigen.

Da tritt einer an, der behauptet, der Weiterbau des am 27.10.2022 beschlossenen kulturellen Jahrhundertprojekts der Stadt, das Buddenbrookhaus, werde nur mit der neuen Planung gerettet. Der alte Bauplan sei rechtswidrig. Er will uns also weiß machen, er sei der eigentliche Retter in der Not. Leider verschweigt unser Kandidat, dass der Landtag die Verbandsklage im Denkmalrecht seinerzeit zwar ausdrücklich erörtert, eine Verbandsklage dann aber klipp und klar abgelehnt hat. Das Denkmalrecht in Schleswig-Holstein kennt – wie jeder weiß – keine Verbandsklage. Schade. Alles also wieder nur Fake News. Oder doch nicht? Am 31.8.2023 bemühte er dann den Umweltminister. Der habe der BIRL »das Klagerecht« verliehen. Oha! Ein Minister verleiht  prozessuale Rechte? Mumpitz. Er hat die BIRL lediglich als Umweltschutzverband anerkannt. Das war’s. Von einem Klagerecht ist keine Rede. Alles heiße Luft.

Oder: Die unter Denkmalschutz gestellte Hubbrücke: Da beschuldigt der Kandidat zusammen mit seinem Bundestagsabgeordneten Hönel allen Ernstes seinen Konkurrenten, sich nicht um eine schnellere Sanierung zu bemühen! Er weiß genau, dass er  hier eiskalt fake news produziert, nachdem die Bürgerschaft 2015 die vom Bund vorgeschlagene Sanierung abgelehnt hat. Warum hat er als Fraktionschef der Grünen nicht selbst einen Beschlussvorschlag zur Änderung eingebracht? 

Zu guter Letzt: Axel Flasbarth will, wie man nachlesen kann, dass die Lübecker Stadtgesellschaft in seine Projekte  »verbindlich eingebunden« wird. Was soll das denn nun wieder heißen? Derartige Versuche, eine Stadtgesellschaft »verbindlich« zu formieren, scheiterten bisher nach 1945. Sie widersprechen unserem liberalen Rechtsverständnis. Lübeck ist zum Glück keine »Formierbare Gesellschaft«. Sie sollte es auch mit der Wahl Dr.Flasbarths zum Bürgermeister nicht werden!

Einen  Bürgermeister der heißen Luft, der uns das Blaue im Himmel verspricht und dem nur einfällt, seinen Mitbewerber  haltlos zu beschuldigen, den hat Lübeck nicht verdient.

 

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Allgemein/Politik/Geschichte

„Den Kitas hier­zu­lan­de geht es de­sas­trös“

Freitag, 18. August 2023, FR Deutschland / Wirtschaft

von Ta­ges­stät­ten, feh­len­dem Per­so­nal und un­ver­sorg­ten Kin­dern

Über Jahr­zehn­te hat die Bre­mer Kita-Ex­per­tin Ilse Wehr­mann in der Früh­päd­ago­gik ge­ar­bei­tet. Doch nie sei die Si­tua­ti­on in die­sem Ar­beits­be­reich so schwie­rig ge­we­sen wie jetzt, sagt die 73-jäh­ri­ge.

Frau Wehr­mann, wie geht es den Kitas in Deutsch­land?

De­sas­trös. Es feh­len jede Menge Fach­kräf­te, es feh­len jede Menge Plät­ze. Was ich be­an­stan­de: Das ist kein Über­ra­schungs­ef­fekt. Den Rechts­an­spruch auf einen Kin­der­gar­ten­platz gibt es seit 1996 und seit 2013 den Rechts­an­spruch für Kin­der unter drei Jah­ren. Wir schrei­ben Rechts­an­sprü­che auf und rea­li­sie­ren sie aber nicht, da pas­siert im Grun­de an jedem Tag ein neuer Rechts­bruch. In Bre­men feh­len 5000 Ki­ta­plät­ze, in Mün­chen sind es auch Tau­sen­de. In Bie­le­feld sind El­tern ver­zwei­felt, weil Be­treu­ungs­zei­ten re­du­ziert wur­den wegen feh­len­der Fach­kräf­te. In an­de­ren Städ­ten sieht es ähn­lich aus. In 50 Jah­ren Pra­xis habe ich eine so schwie­ri­ge Si­tua­ti­on noch nicht er­lebt.

Was heißt das für Be­schäf­tig­te, Kin­der und El­tern?

Den Mit­ar­bei­ten­den geht es damit sehr schlecht. Ich be­ob­ach­te viele Krank­mel­dun­gen, Burn-out, Be­schäf­tig­te, die ganz aus­stei­gen. Die El­tern, die in ihren Jobs ja auch unter Druck ste­hen, er­le­ben keine Ver­läss­lich­keit mehr in der Kin­der­be­treu­ung. Die Kin­der wer­den in die­sem Span­nungs­feld auf­ge­rie­ben – zwi­schen der Krise in den Ein­rich­tun­gen und dem Druck, der auf den El­tern las­tet.

Sie schrei­ben im Titel Ihrer Streit­schrift vom Kita-Kol­laps. Haben wir ihn schon?

Ja, wir haben den Kol­laps schon. Und was die Grün­de an­geht: Ich glau­be, wir sind den Kin­dern ge­gen­über gleich­gül­tig ge­wor­den. Wir ver­wal­ten Kin­der nur noch, wir lie­ben sie nicht mehr. Ver­wal­tung und Po­li­tik müss­ten wir die Liebe zu Kin­dern in­tra­ve­nös sprit­zen. Am meis­ten är­gert mich die Lang­sam­keit beim Kita-Aus­bau, wir kom­men mit Ent­schei­dun­gen nicht von der Stel­le. Es hat sich von Jahr zu Jahr ver­schlech­tert, was die Bau­ge­neh­mi­gun­gen be­trifft. Und ich merke: Es ist gar kein Lei­dens­druck da. Aber wenn wir uns nicht be­we­gen mit Ge­neh­mi­gun­gen, haben viele Kin­der keine Chan­ce auf Bil­dung.

Haben Sie Bei­spie­le?

Da gibt es eine Ver­ord­nungs­ver­liebt­heit. Manch­mal schei­tern Be­wil­li­gun­gen an we­ni­gen Qua­drat­me­tern, die in den Grup­pen­räu­men feh­len. Wir sind ver­liebt in Si­cher­heits­auf­la­gen, die fest­le­gen, ob alle Steck­do­sen den rich­ti­gen Ab­stand haben oder ob die Gar­de­ro­ben breit genug oder die Toi­let­ten­wän­de hoch genug sind. Das Wohl des Kin­des ist aber nir­gend­wo mehr ge­fähr­det, als wenn wir sie ohne einen Be­treu­ungs­platz las­sen.

Aber selbst wenn es ge­nü­gend Räume geben würde: Die Fach­kräf­te, die am Ende für einen schnel­le­ren Kita-Aus­bau nötig sind, kann sich ja nie­mand ba­cken.

Das stimmt, aber trotz­dem lässt sich vie­les ma­chen. Kon­tra­pro­duk­tiv sind da je­den­falls Pläne wie im Bre­mer Ko­ali­ti­ons­ver­trag, die Zahl der be­treu­ten Kin­der in einer Grup­pe aus­zu­wei­ten und mit we­ni­ger aus­ge­bil­de­tem Per­so­nal zu ar­bei­ten. Was ist das für ein Si­gnal? Das drückt doch keine Wert­schät­zung aus. Wir brau­chen mul­ti­pro­fes­sio­nel­le Teams, auch gute Hand­wer­ker, die für Werk­statt­pro­jek­te in Ein­rich­tun­gen ein­ge­setzt wer­den kön­nen. Na­tür­lich geht es auch darum, die Aus­bil­dung wei­ter aus­zu­bau­en. Be­rufs­be­glei­tend kann man dann mit den Leu­ten gleich in den Kitas star­ten. Auch Stu­die­ren­de in den letz­ten Se­mes­tern ihres Stu­di­ums und Men­schen, die aus Län­dern wie Bra­si­li­en, Spa­ni­en oder der Ukrai­ne kom­men und deren Ab­schlüs­se wir zügig an­er­ken­nen, kön­nen die Kita-Teams ver­stär­ken. Au­ßer­dem: Wir haben in Deutsch­land 90 Stu­di­en­gän­ge zur Früh­päd­ago­gik. Aber die Ab­sol­ven­ten dür­fen zum Teil nicht in den Ein­rich­tun­gen ar­bei­ten, müs­sen sich nach­qua­li­fi­zie­ren. Das ist ein­fach alles viel zu bü­ro­kra­tisch, das hat doch nichts mit ge­sun­dem Men­schen­ver­stand zu tun. Das sind Bei­spie­le, die meine Haupt­bot­schaft un­ter­stüt­zen: Wir neh­men Kin­der nicht wirk­lich ernst und wich­tig.

Wel­che Stell­schrau­ben sehen Sie noch, um die Si­tua­ti­on zu ver­bes­sern?

Wir brau­chen einen na­tio­na­len Bil­dungs­gip­fel, ganz kurz­fris­tig, in die­sem Herbst. Dazu muss der Bun­des­kanz­ler ein­la­den. Mit En­er­gie­gip­feln krie­gen wir das ja auch hin. Die glei­che Summe, die wir jetzt für Rüs­tung aus­ge­ben, brau­chen wir auch für die Bil­dung. Und den Drive, den Deutsch­land beim Aus­bau der LNG-In­fra­struk­tur hin­ge­legt hat, den wün­sche ich mir für die ge­sam­te Bil­dung, nicht nur für die frühe Bil­dung. Da sind Sach­ver­stand und Lei­den­schaft ge­for­dert. Zen­tral ist für die Kitas vor allem mehr Fle­xi­bi­li­tät und Schnel­lig­keit in der Be­reit­stel­lung von Räu­men. Wenn ich durch die Städ­te gehe und sehe, wie viele freie Räume wir haben, über­all: Da könn­ten wir mor­gen an­fan­gen, mit Kin­dern zu ar­bei­ten. Alles ist bes­ser, als die Kin­der un­ver­sorgt auf der Stra­ße ste­hen­zu­las­sen. Wir brau­chen kurze Wege und schnel­le Ent­schei­dun­gen in den Bau­be­hör­den und auch res­sort­über­grei­fend.

Um den Kita-All­tag für Be­schäf­tig­te und Kin­der zu ver­bes­sern, was ist au­ßer­dem nötig?

Das kön­nen wir nicht in Grup­pen mit 23 Kin­dern ma­chen. Dafür brau­chen wir klei­ne­re Grup­pen. Bei Krip­pen soll­ten es nicht mehr als acht Kin­der sein, bei den äl­te­ren 15, ma­xi­mal 18. Das würde ja auch gleich­zei­tig die Ar­beits­be­din­gun­gen der Be­schäf­tig­ten ver­bes­sern. Dann haben wir auch nicht mehr so eine Ab­wan­de­rungs­wel­le. Mein Ap­pell: Es geht um mehr Ach­tung und Wert­schät­zung – den Kin­dern ge­gen­über, aber auch den Be­schäf­tig­ten ge­gen­über. Ich bin über­zeugt, wir wür­den das hin­krie­gen. Wenn wir wol­len.

Gibt es denn jetzt schon eine Kita, die Ihren Vor­stel­lun­gen ent­spricht?

Die gibt es, an meh­re­ren Stel­len in Deutsch­land. Zu mei­nen Traum-Kitas ge­hört die kom­mu­na­le Ein­rich­tung Heide-Süd in Halle/Saale, die in die­sem Jahr unter an­de­rem für ihr of­fe­nes Kon­zept den Deut­schen Kita-Preis be­kom­men hat. Kin­der und El­tern kön­nen dort den All­tag mit­ge­stal­ten, ihre Wün­sche ste­hen über ge­plan­ten Ab­läu­fen. Es gibt Hand­werks­ta­ge, Pro­jekt­wo­chen und mehr­tä­gi­ge Aus­flü­ge, ein­fach viele Ge­le­gen­hei­ten für neue Aben­teu­er. Da ist jeder Tag span­nend. Wer jetzt denkt, dass es dort keine Re­geln gibt, irrt sich. Das alles funk­tio­niert nur mit einer Struk­tur. Einer Struk­tur, die Frei­räu­me er­öff­net.

In­ter­view: Die­ter Sell, epd

Zur Per­son

Ilse Wehr­mann, 73, ist Di­plom- So­zi­al­päd­ago­gin. Sie gilt als eine der wich­tigs­ten Ex­per­tin­nen der früh­kind­li­chen Bil­dung und hat viel Er­fah­rung im deut­schen Kita-Sys­tem. Im Frei­bur­ger Her­der-Ver­lag hat sie eine Streit­schrift vor­ge­legt unter dem Titel „Der Kita-Kol­laps – Warum Deutsch­land end­lich auf frühe Bil­dung set­zen muss!“. epd/Bild: epd

Vgl.dazu auch: https://www.blaetter.de/ausgabe/2023/august/kita-krise-kollaps

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Allgemein/Politik/Geschichte

Spion, Abenteurer und Millionär: Geschichte eines Vermögens, das in den asturischen Minen geboren wurde

Der Geschäftsmann Ángel Pérez de Leza verkaufte Fluorit aus Caravia sowohl an die Alliierten als auch an die Deutschen in der Hitze des Francoismus im Zweiten Weltkrieg. Wenn man über den asturischen Bergbau spricht, denkt man in der Regel an Kohle. Asturien war (und ist) jedoch eine Potenz in Lagerstätten eines Minerals, das in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts eine enorme strategische Bedeutung hatte: Fluorit, oder Fluorespat. Dies ist eine Kombination aus letzterem Element und Kalzium, das neben anderen industriellen Anwendungen auch als Schmelzmittel in Stahlhärter verwendet wird. Sie ist noch in großen Mengen unter dem Boden des asturischen Ostens zu finden, insbesondere in Ribadesella, Caravia und Colunga.

Das Interesse, das Fluorit in den Jahren vor und während des Zweiten Weltkriegs hatte, ist daher offensichtlich, was einem schlauen Charakter der damaligen Zeit nicht unbemerkt blieb. Dies ist der Fall von Ángel Pérez de Leza, der zu einem mächtigen, wenn auch diskreten Geschäftsmann wurde, der in den politischen Turbulenzen jener Zeit perfekt segelte: Unter dem franquistischen Dach verkaufte er sowohl an die Alliierten als auch an Hitlers Deutschland.

Nur eine Registerkarte der deklassifizierten Dateien der nordamerikanischen Spionageagentur CIA gibt die vollständige Darstellung des Charakters, über den nur wenige weitere Daten veröffentlicht wurden. Praktisch nichts in der damaligen Presse, keine Rezensionen oder Fotos, was bereits bedeutsam ist, wenn es um jemanden geht, der sehr mächtig wurde.

Damit reicht es jedoch aus, um anzufangen. Es handelt sich um ein 1945 datiertes Dokument, das zu den bedeutenden Nazi war crimes disclosure acts (Gesetze zur Offenlegung der Nazi-Kriegsverbrechen) gehört und zu seiner geheimen Zeit das Ergebnis der Arbeit einer von den USA gegründeten Arbeitsgruppe war, um Verbrechen und Schamlosigkeit (Spionage, wirtschaftliche und politische Handlungen…) sowohl der Nazis als auch des japanischen Reiches zu untersuchen. Er wurde vor etwa 15 Jahren von der Agentur deklassifiziert.

Dieses Protokoll beginnt konkret mit der Aussage von Johannes Eberhardt (oder Franz Bernhardt), dem Direktor des bekannten Nazi-Konglomerats Sofindus in Spanien, einer industriellen Handlung, die, kaum versteckt, sowohl Francos Geschäfte mit Hitler als auch Spionagearbeit umfasste. Auf Seite 6 des Berichts wird Ángel Pérez de Leza zitiert (die sie auch als Lesa, Losa oder Loza nennen) und dessen bekannter Wohnsitz das Hotel Gaylord’s in Madrid ist, das einer der luxuriösesten Orte der Hauptstadt war (von Hemingway in seinem Roman über den Spanischen Bürgerkrieg), der heute in Wohnungen umgewandelt wurde. Es ist daher nicht aufgeführt, dass er einen festen Wohnsitz in Madrid hatte. Sie ist in anderen Quellen angegeben, dass sie in Bilbao wohnte.

Pérez de Leza, erwähnen sie, hatte in Asturien die Firma Fluoruros S.A. gegründet (das war kein Geheimnis, es wurde von der BOE veröffentlicht), und sein Verwaltungsrat bestand auch aus Tomás de Bordegaray, Mariano Elorza, Rafael Pérez G. Salvador und Juan Mans Cordoni (oder Cordoni, heißt es später).

Das Erstaunliche ist, dass sie die Vielseitigkeit des Charakters offenbaren, denn „während des spanischen Bürgerkriegs gehörte Leza zum S.I.M. (Militärgeheimdienst) und jetzt glauben wir, dass er zur Gestapo gehört“, wie der Bericht wörtlich unterstreicht. In Wirklichkeit war die S.I.M. die republikanische Intelligenz, deren repressive Methoden, insbesondere des Anarchismus, ebenfalls brutal waren, so der Historiker Hugh Thomas und andere. Also entweder wechselte Leza später die Seite oder der CIA-Informant war verwirrt und bezog sich vielleicht auf die S.I.M.P, die Intelligenz der aufständigen Seite.

Wie dem auch sei, dies hinderte ihn nicht daran, saftige Geschäfte mit den Alliierten auf Kosten der asturischen Minen zu machen: „1941 oder 1942 besuchte Leza die Vereinigten Staaten und als er nach Spanien zurückkehrte, gab er bekannt, dass er zum Präsidenten der Internationalen Fluoruroskommission ernannt worden sei. Verhandlungen wurden mit der American Procurement Commission eröffnet, mit Juan Mans Cardoni als Verhandlungsführer zwischen der Kommission und Fluoruros“, heißt es in der Datei. Bordegaray und Elorza traten zurück, sagen sie ohne Erklärung, und wurden durch „Rodolfo Carneal (sic) und Carmelo Eguigurea“ (wahrscheinlich Eguiguren) ersetzt.

Die Daten sind unten etwas genauer. Schon mitten im Weltkonflikt, „zwischen Juli 1942 und August 1943, verkaufte Leza große Mengen Fluorespat an die USCC“ (US-Handelskammer). Es ist mehr als wahrscheinlich, dass Franco diese Handhabungen wusste und tolerierte; ihm konnte damals wenig entgehen. Andernfalls wäre Leza sehr schlecht gelaufen. Tatsächlich kommt es zu einer nicht überraschenden Wendung der Ereignisse: Leza versucht, die Amerikaner zur Unterzeichnung eines neuen Vertrages zu zwingen, und schließlich bricht die Beziehung zugunsten der Deutschen ab.

Pérez de Leza „kommt zu einer Vereinbarung mit Buttellier, dem Einkaufsdelegierten der Deutschen, über die Lieferung von Mineralien“ aus den asturischen Minen. Die Spione der Botschaft der

Briten teilen den Amerikanern mit, dass das Netzwerk Sofindus über den Kauf von Fluoruros verhandelt, mit der Verhandlung von „jemand namens Muller“ durch die Deutschen zusammen mit Leza und Pérez G. Salvador. Schließlich wird der Verkauf in der sehr beträchtlichen Menge von 20 Millionen Peseten vereinbart, „Teil der Zahlung in Schweizer Franken“, so dass es nicht schwer zu spüren ist, wo ein Teil dieses Kapitals hinterlegt wurde. Ein Ball mit allen Buchstaben, Währungen und Steueroasen.

Was seine späteren Aktivitäten betrifft, so gibt es nach seiner Rückkehr aus Südamerika in der Presse veröffentlichte Nachrichten über die Gründung der Firma Costa de Azahar S.A. durch einen Unternehmer namens Ángel Pérez de Leza, der aus Madrid gekommen war und dank seiner politischen Kontakte ab 1957 von unklaren Enteignungen in Castellón profitierte. Wahrscheinlich handelt es sich um dieselbe Person, nach einem zufälligen und sehr lukrativen Leben, dessen Nachruf La Vanguardia am 6. Dezember 1990 veröffentlicht und im Alter von 82 Jahren in Castellón verstorben ist.

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Allgemein/Politik/Geschichte

Ist Donald Trump ein Faschist?

DIENSTAG, 8. AUGUST 2023

Ist Donald Trump ein Faschist? 

Ich möchte mit Ihnen über das F-Wort sprechen. Nein, nein – nicht das F-Wort.

Ich spreche über Faschismus.

Ist Donald Trump wirklich ein „Faschist“, wie einige behaupten würden?

Ist „autoritär“ ausreichend?

Der Begriff „Faschismus“ wird oft unpräzise verwendet, aber im Allgemeinen erkennt man Faschisten an ihrem Hass auf die „Anderen“, ihrem rachsüchtigen Nationalismus und der Unterdrückung Andersdenkender.

Um diese Ideen zu bekämpfen, müssen wir uns bewusst sein, was sie sind und wie sie zusammenhängen.

Untersuchen wir die fünf Elemente, die den Faschismus ausmachen, und was ihn vom Autoritarismus unterscheidet und gefährlicher macht als diesen:

1. Die Ablehnung der Demokratie zu Gunsten eines starken Mannes

Autoritäre Regime glauben, dass starke Führer notwendig sind, um die Stabilität zu erhalten. Daher ermächtigen sie starke Männer, Diktatoren oder absolute Monarchen, die soziale Ordnung durch den Einsatz von Gewalt aufrechtzuerhalten.

Faschisten hingegen betrachten starke Führer als Mittel, um herauszufinden, was die Gesellschaft braucht. Sie betrachten den Führer als die Verkörperung der Gesellschaft, als die Stimme des Volkes.

2. Schüren von Wut gegen kulturelle Eliten

Autoritäre Bewegungen können nicht erfolgreich sein, wenn sie nicht zumindest eine gewisse Unterstützung durch die etablierten Eliten erhalten.

Während faschistische Bewegungen oft versuchen, das Establishment zu kooptieren, sind sie weitgehend darauf angewiesen, Ressentiments und Wut gegen vermeintliche kulturelle Eliten zu schüren, weil sie angeblich normale Menschen verdrängen. Faschisten stacheln ihre Anhänger an, sich an den Eliten zu rächen.

Sie gründen politische Massenparteien und fordern deren Beteiligung. Sie ermutigen zur Gewalt.

3. Nationalismus, der auf „überlegener“ Rasse und historischen Blutlinien beruht.

Autoritäre sehen im Nationalismus ein Mittel, um die Macht des Staates zu behaupten.

Für Faschisten verkörpert der Staat das, was als „überlegene“ Gruppe angesehen wird – auf der Grundlage von Rasse, Religion und historischer Abstammung. Für Faschisten ist der Staat ein Mittel zur Durchsetzung dieser Überlegenheit.

Faschisten haben Angst vor Illoyalität und Verdrängung durch Gruppen, die nicht dieselbe Rasse oder Blutlinie haben. Faschisten ermutigen ihre Anhänger, solche „Anderen“ zu Sündenböcken zu machen, sie zu vertreiben und manchmal sogar zu töten.

Faschisten glauben, dass Schulen und Universitäten Werte lehren müssen, die die dominante Rasse, Religion und Blutlinie verherrlichen. Schulen sollten keine unbequemen Wahrheiten über das Versagen der dominanten Rasse lehren.

4. Verherrlichung von roher Kraft und heldenhaften Kriegern.

Das Ziel des Autoritarismus ist es, die staatliche Macht um jeden Preis zu erlangen und zu erhalten. Für Autoritäre kommt „Stärke“ in Form von großen stehenden Armeen, die ihre Herrschaft durchsetzen können. Sie streben nach Macht, um Macht auszuübenFaschisten streben nach staatlicher Macht, um ihr vorgebliches Ziel zu erreichen: die Verwirklichung ihrer Vorstellung von der Gesellschaft.

Der Faschismus erreicht dieses Ziel, indem er diejenigen belohnt, die wirtschaftlich und physisch gewinnen, und diejenigen verunglimpft oder ausrottet, die verlieren. Der Faschismus beruht auf organisiertem Mobbing – einer Form des Sozialdarwinismus.

Für den Faschisten sind Krieg und Gewalt Mittel zur Stärkung der Gesellschaft, indem er die Schwachen ausmerzt und die heldenhaften Kämpfer verherrlicht.

5. Geringschätzung von Frauen und LGBTQ+ Menschen

Der Autoritarismus setzt Hierarchien durch. Es geht um Ordnung.

Die faschistische Vorstellung von Ordnung ist auf eine bestimmte Hierarchie der männlichen Dominanz ausgerichtet. Der faschistische „heroische Krieger“ ist männlich. Frauen werden auf untergeordnete Rollen verwiesen.

Im Faschismus wird alles, was die traditionelle heroische männliche Rolle des Beschützers, Versorgers und Beherrschers der Familie in Frage stellt, als Bedrohung der sozialen Ordnung angesehen.Faschismus versucht, homosexuelle, nicht-binäre, transgender und queere Menschen zu eliminieren, weil man glaubt, dass sie den heroischen männlichen Krieger herausfordern oder schwächen.

Diese fünf Elemente des Faschismus passen zusammen und verstärken sich gegenseitig.

Die Ablehnung der Demokratie zugunsten eines starken Mannes hängt davon ab, dass der Volkszorn geweckt wird.

Der Volkszorn stützt sich auf einen Nationalismus, der auf einer angeblich überlegenen Rasse oder Ethnie beruht.

Diese überlegene Rasse oder Ethnie wird durch eine sozialdarwinistische Vorstellung von Stärke und Gewalt gerechtfertigt, wie sie von heroischen Kriegern vorgelebt wird.

Stärke, Gewalt und der heldenhafte Krieger sind auf männliche Macht ausgerichtet.Diese überlegene Rasse oder Ethnie wird durch eine sozialdarwinistische Vorstellung von Stärke und Gewalt gerechtfertigt, wie sie von heroischen Kriegern verkörpert wird.

Stärke, Gewalt und der heldenhafte Krieger sind auf männliche Macht ausgerichtet.

Diese fünf Elemente finden in Donald Trump ihren genauen Ausdruck. Seine einzigartige amerikanische Version des Faschismus ist weitgehend im weißen christlichen Nationalismus verwurzelt. Das ist die Richtung, in die sich der größte Teil der Republikanischen Partei jetzt bewegt. Es reicht nicht aus, Trump und die Verfechter seiner Ideen als autoritär zu bezeichnen, wenn sie in Wirklichkeit etwas viel Schlimmeres befürworten: Faschismus.

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Aberglaube

Denn per US-Verfassung darf Trump selbst als Angeklagter kandidieren und könnte, falls er verurteilt wird und ins Gefängnis muss, sogar erneut Präsident werden – und sich dann vielleicht selbst begnadigen.🔻

Wie wir alle wissen, ist Demokratie für sich genommen kein Schutz gegen Völkermord und Diktatur. Jesus wurde per Volksentscheid, also nach demokratischer Abstimmung, hingerichtet. In den USA läuft jetzt eine Reality Show, in der nicht durch eine demokratische Wahl, sondern nur durch einen funktionierenden Rechtsstaat verhindert werden kann, dass ein ggf. verurteilter Verbrecher Staatspräsident wird. Diesen »Rechtsstaat« gab es nicht in Weimar. 1933 war Adolf Hitler die Folge. In Jerusalem sind sie gerade dabei, den Obersten Gerichtshof abzuschaffen.

»Demokratie pur« 🔻 als

Aberglaube 🔻

Die Bundesregierung schweigt.

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Die Ursuppe des Deutschen Faschismus

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Die Ursuppe des deutschen Faschismus 

Die ideologischen Wurzeln des Faschismus reichen tief in die reaktionäre Gedankenwelt der Gegenaufklärung und Romantik des 18. und 19. Jahrhunderts. Geistiger Ahnherr war ein scharfzüngiger Gelehrter, der sich beruflich einer kritischen Rekonstruktion des Alten- und Neuen Testaments auf der Grundlage der ersten, auch orientalischen Texte verschrieben hatte, Paul de Lagarde (1827-1891). 

Der spätere Lübecker Nobelpreisträger Thomas Mann zählte Lagarde auch noch im Alter von 41 Jahren in den „Betrachtungen eines Unpolitischen“ (1918) neben Nietzsche und Wagner zu „den Großen dieses Volkes“ und bezeichnete ihn als „Praeceptor Germaniae“ (Lehrmeister Deutschlands). Lagarde gab dem traditionellen Kulturpessimismus der geistigen und ökonomischen Elite des Kaiserreiches Ende des 19. Jahrhunderts ganz im Sinne Fritz Sterns mit folgenden vier Überlegungen die bündige Fassung:

  1. Angesichts des drohenden geistigen und wirtschaftlichen Niederganges des Deutschen Reiches und für den Fortbestand des Deutschen Volkes unerlässlich sei eine einende nationale Erhebung und eine neue nationale Religion. Um den unfruchtbaren Streit der alten Religionsgemeinschaften, die die Nation spalten, zu überwinden, wird eine neue politische Glaubensgemeinschaft zu gründen sein. Nur eine solche führt zur Wiedergeburt des Deutschen Reiches. Das Entstehen dieser nationalen Religion bedarf allerdings eines heldischen Führers. “Nur eines Mannes großer, fester, reiner Wille kann uns helfen, eines Königs-Wille, nicht Parlamente, nicht Gesetze, nicht das Streben machtloser Einzelner“.
  2. Für den Neuaufbau dieses Deutschen Reiches sind die Begriffe „Staat“ und „Nation“ neu zu bestimmen. Anders als nach der überkommenen hegelschen Definition ist der „Staat“ nichts als eine Maschine, die bestimmte Aufgaben zu erfüllen hat. Demgegen-über ist die „Nation“ die eigentliche (mystische) Verkörperung des Volkes. Ein Volk kann nur dann zur Nation werden, wenn es in seiner Gesamtheit die ihm von Gott bestimmte Sendung annimmt. Die so gebildete Nation kennt keine Schranken (und Gesetze). Sie hat nur einen Willen und kennt keinen Zwist. Sie verkörpert die immanente Einheit artgleicher Menschen. Ihr Wille kann nicht angefochten werden.
  3. Den Juden, die neben der Arbeiterbewegung und dem um sich greifenden Liberalismus in Politik und Kultur Grund für Deutschlands Zwietracht und Niedergang sind, müssen ihre Existenzmittel genommen werden (Banken). Sie haben als Artfremde keinen Platz in dem geeinten Deutschen Volk. Mit diesem „wuchernden Ungeziefer“ könne es „keinen Kompromiss geben“. Mit Trichinen und Bazillen wird nicht verhandelt. Trichinen und Bazillen werden auch nicht erzogen. Sie werden so rasch und so gründlich wie möglich vernichtet“. Fritz Stern schreibt dazu: „Nur wenige Menschen haben Hitlers Vernichtungswerk so genau vorhergesagt – und so entschieden im voraus gebilligt“. 
  4. Das Deutsche Reich, das durch seine geografische Lage in Europa ungeschützt seinen Feinden (den Großmächten Russland, Frankreich, England) ausgesetzt sei, muss in „Mitteleuropa“ unbesiegbar werden. Deshalb ist die Kolonisierung Polens unabdingbar. Als erster Schritt ist dazu die Austreibung aller polnischen Juden erforderlich. Dann sollten den Slowenen, Tschechen, Ungarn und allen nicht deutschen Völkern innerhalb der österreichischen Monarchie Gebiete zugewiesen werden, in denen sie leben, sterben und vergessen werden könnten. Damit beherrschten die Deutschen ganz Mitteleuropa und könnten darüber hinaus im Osten Kolonialgebiete erobern. Zu einer wirksamen Verteidigung des Deutschen Reichs solle ferner im Westen des Reiches Elsaß und Lothringen östlich „von den Argonnen“ zu Deutschland gezogen werden.

Mit diesen vier Elementen legt de Lagarde die gedankliche Grundlage des Faschismus eines Adolf Hitler. Von de Lagarde bleibt sein Bemühen um die Konstruktion von Wirklichkeit. Er war nicht nur geistiger Ahnherr der Ideologie des Alldeutschen Verbandes, sondern in erster Linie ein scharfzüngiger Göttinger Gelehrter, der sich beruflich einer kritischen Rekonstruktion des Alten- und Neuen Testaments auf der Grundlage der ersten, auch orientalischen, Texte verschrieben hatte. Seiner entwickelten Methodik und ihrer Anwendung in den zwei Vorträgen von 1853 „Konservativ?“ und „Über die gegenwärtigen Aufgaben der deutschen Politik“, folgt die bürgerliche Denkschule in der Gesellschafts- und Staatsphilosophie bis heute. 

Der Ansatz liegt in der christlichen Glaubensgeschichte. Genauer, in der Lehre von der Auferstehung. Der Gedanke der Auferstehung Jesu in Christus transportiert den Erdenmenschen (Jesus) mit all seinen Schwächen und Stärken in die geistige Wirklichkeit (Christus), in der Niedertracht, Verbrechen, Zwist usw. zurückbleiben. Was Bestand hat, ist ein in sich geschlossenes holistisches System. Eine Verwandlung historisch lebensweltlicher Realität in „geistige Facta“, wie er sagt, die allerdings dauerhaft als Handlungsimperative lebensweltlich bestimmend sind.

Er stellt fest:

„….Iesu tod transponiert diese alten weisen in eine höhere tonart, aus moll in dur. in ihm war seiner zeit eine kraft erschienen, deren äußerungen wenige waren, welche aber alles vorhandene so weit überragte, daß die ihm nahe gekommenen das ende dieses lebens nicht absahen. erlosch es gleichwohl, so wollte es nur andern welten leuchten , so erlag es nicht einer naturnotwendigkeit, sondern gab sich aus ihm bekannten gründen freiwillig dahin, so war sein niedergang geplante verhüllung eines höheren aufgangs.

was ist denn wertvoll in der geschichte? die äußere tatsache oder das vermögen bald hier, bald da zu wirken? für den geist sind es keine facta, daß am 15 März 44 Caesar ermordet, und am 1 September 1870 Napoleon III geschlagen wurde: dem geiste sind das facta, daß ehrliche männer an die alte herrlichkeit Roms glaublen, als sie nicht mehr zu sehen war,….“

Karl Marx und Friedrich Engels haben diesen Dreh, aus der Wirklichkeit des Klassenkampfes in die heile Welt bürgerlicher, „bourgeoiser“ reiner Werte zu entfliehen, 1847/48 erkannt. Im kommunistischen Manifest schreiben sie über die deutschen Philosophen und Literaten:

„Die französische sozialistisch-kommunistische Literatur wurde … förmlich entmannt. Und da sie in der Hand des Deutschen aufhörte, den Kampf einer Klasse gegen die andre auszudrücken, so war …die „französische Einseitigkeit“ überwunden, statt wahrer Bedürfnisse das Bedürfnis der Wahrheit und statt der Interessen des Proletariers die Interessen des menschlichen Wesens, des Menschen überhaupt …, des Menschen, der keiner Klasse, der überhaupt nicht der Wirklichkeit, der nur dem Dunsthimmel der philosophischen Phantasie angehört“.

 Björn Höcke und sein ideologischer Führer, Götz Kubitschek, verwenden in ihren Kampfansagen dieses Gedankengut: 

Björn Höcke, der Parteichef der AfD in Thüringen und dortiger Fraktionschef im Landtag, hat in seiner berüchtigten Dresdner Rede im Januar 2017 „die einschlägigen Argumentations- und Redefiguren der AfD in geradezu mustergültiger Klarheit vorgeführt“. „Unser liebes Volk“, sagt er, – „Unser liebes Volk ist im Inneren tief gespalten und durch den Geburtenrückgang sowie die Masseneinwanderung erstmals in seiner Existenz tatsächlich elementar bedroht.“ Die Feinde – die von ihm so genannten „Altparteien“, auch die Gewerkschaften, vor allen Dingen auch die „Angstkirchen“ und so fort – sie „lösen unser liebes deutsches Vaterland auf wie ein Stück Seife unter einem lauwarmen Wasserstrahl. Aber wir, liebe Freunde, wir Patrioten werden diesen Wasserstrahl jetzt zudrehen, wir werden uns unser Deutschland Stück für Stück zurückholen.“

 In diesen Worten Höckes kommen fünf Zielsetzungen zum Ausdruck, die schon vor 100 Jahren in der Weimarer Republik und in Lübeck dominieren: 

  1. Erstens redet Höcke dem Kulturpessimismus und der Katastrophenlage in Deutschland das Wort, in das uns die Feinde „unseres lieben Vaterlands“ ausweglos führen, wenn die Patrioten, die Feinde des „lieben Vaterlands“, mit ihrer Spaltungsabsicht durch Geburtenrückgang und Masseneinwanderung gewähren lassen. 
  1. Zweitens appelliert er an das „Wir“, d.h. das völkisch geeinte Volk, das sich sein „liebes Vaterland“ nicht wegnehmen lässt. 
  1. Drittens ruft er zum Handeln auf: „Wir werden uns unser Deutschland Stück für Stück zurückholen“. 
  1. Viertens benennt er die Feinde, die Deutschland bedrohen: die Masseneinwanderung (von Volksfremden) und die Libertinage, die die Geburtenzahl der Deutschen Frau senkt, das heißt im Ergebnis das freiheitliche Weltbild der Moderne. Wer die mit diesen Einrichtungen verbundene Weltoffenheit lebt und garantiert, ist mit allen Mitteln zu bekämpfen. Mit allen Mitteln, denn es geht um die Existenz der ja – wie Höcke sagt – zum ersten Mal bedrohten Einheit unseres Volkes. 
  1. Zu bekämpfen sind fünftens vor allem die „Altparteien“ und besonders die „Angstkirchen“. Indem er die „Angstkirchen“ ins Visier nimmt, ruft Höcke, in gleicher Weise wie Lagarde zu einer anderen Art von Religiosität auf, wie sie die Amtskirchen offenbar nicht vertreten: Die „neue“ (alte und uns bekannte) Religion des Völkischen.
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Bikini döst neben Burkini

…“Unsichtbar, so will die CDU die Kids in Neukölln

Normalerweise sehen wir diese Kids nie. Die gesellschaftliche Spaltung ist so weit vorangeschritten, dass ich von einer Prügelei im Prinzenbad so wenig mitbekomme wie Sie von Prenzlauer Berg, von Cloppenburg oder Würzburg aus. Die Welt dieser Kids ist nicht meine Welt, selbst wenn wir eine Wiese teilen. So wie Sie die Welt der armutsgefährdeten Kids Ihrer Stadt vermutlich auch nicht mitbekommen. Deren Sorgen. Nöte. Oder Prügeleien.

Nur wenn es eine Prügelei in Neukölln gibt, dann ja! Dann sieht die Republik sie plötzlich, die Kids. Weil sie zur Chiffre werden für ein Zusammenleben, das so nicht funktionieren soll. Dabei braucht gerade enges Zusammenleben eine gute Infrastruktur. Genug Lehrerinnen, Ärzte, Freizeit-Orte. Aber Neukölln ruft um Hilfe: Aufgrund der Sparpolitik des Berliner Senats fehlen dem Bezirk 22,8 Millionen Euro im Jahr, weshalb der Wachschutz an 12 Schulen gestrichen, die Obdachlosenhilfe reduziert, die aufsuchende Suchthilfe abgeschafft, die Reparatur kaputter Spielplätze gestrichen, Jugendfreizeit- und Familieneinrichtungen geschlossen werden sollen.

Um die Neuköllner Kids kümmert sich jetzt die CDU: mit Ausweiskontrollen und Polizei vor ihrem Sommerbad. Vielleicht bekommt man sie auf diese Weise wieder angenehm unsichtbar für die kühlen Pools der Republik.“

der Freitag, 19.7.2023, S.1